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Wann ist ein Mensch tot?

Lesedauer: 2 Minuten
Kurz gefasst

Sterben ist kein punktuelles Geschehen, sondern ein Prozess, der sich über einen längeren Zeitraum erstrecken kann. Mit dem Fortschreiten dieses Prozesses kommt es mehr und mehr zum Zerfall wichtiger Funktionssysteme. Wo genau in diesem Prozess die Trennung zwischen Leben und Tod gesetzt werden kann oder soll, ist nicht einfach zu beantworten.

Die Vorstellung von Leben und Tod wandelt sich

Mit immer neueren Erkenntnissen hat sich das Wissen um den Tod in der Medizin über die Zeit gewandelt. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts galt der Stillstand von Atmung und Herz als untrügliches Todeszeichen. Fortschritte in der Intensivmedizin stellten in den 1950er Jahren die Todeskriterien Herz- und Atemstillstand infrage. Erstmals gelang es mithilfe von medizinischen Geräten, wie etwa der Herz-Lungen-Maschine, die Funktionen von Herz und Lunge künstlich zu ersetzen. Einige Patientinnen und Patienten begannen nach einiger Zeit wieder eigenständig zu atmen. Herz- und Atemstillstand waren damit kein sicheres Todeszeichen mehr.

Heute können Geräte den Herz-Kreislauf über eine längere Zeit künstlich aufrechterhalten. In manchen Fällen können Patientinnen und Patienten wieder genesen, vorausgesetzt, das Gehirn hat keinen bleibenden Schaden erlitten. Wurde das Gehirn allerdings zeitweise mit zu wenig Sauerstoff versorgt, kann es schweren, unumkehrbaren Schaden nehmen oder sogar unumkehrbar ausfallen und der Hirntod eintreten. Der Hirntod ist nach weltweit anerkanntem naturwissenschaftlich-medizinischem Erkenntnisstand ein sicheres Todeszeichen des Menschen.

Tod des Körpers und Tod der Persönlichkeit

Der Hirntod ist deshalb ein maßgebliches Anzeichen für den bereits eingetretenen Tod, weil er eindeutig den unwiederbringlichen Verlust der Steuerung elementarer Lebensfunktionen und die Zerstörung der Einheit von Körper und Persönlichkeit markiert. Mit dem unumkehrbaren Verlust aller Gehirnfunktionen ist der Mensch nicht mehr in der Lage, Dinge wahrzunehmen oder zu empfinden; das Bewusstsein und die Persönlichkeit sind endgültig erloschen.

Mit dem Verlust des Gehirns sterben in der Folge nach und nach auch alle anderen Körperteile und Körperzellen ab. Dies gilt unabhängig davon, unter welchen Umständen und aus welchem Grund der Tod eingetreten ist.

Lebend, sterbend oder tot

An welchem Punkt jemand den Übergang vom Leben zum Tod sieht, kann eine sehr individuelle und persönliche Einstellung sein. Daher ist es wichtig, sich bereits zu Lebzeiten auch mit dem eigenen Lebensende auseinanderzusetzen. Es empfiehlt sich, seine Vorstellungen von medizinischen Behandlungen und auch seine Bereitschaft für oder gegen eine Organspende am besten schriftlich festzuhalten.

Ein Organspendeausweis und eine Patientenverfügung können hier Klarheit schaffen. Zusätzlich entlasten sie die nächsten Angehörigen davon, im Fall der Fälle eine Entscheidung treffen zu müssen.

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