Identität von Spenderin oder Spender kennenlernen Wessen Organ habe ich bekommen?

Nach der erfolgreichen postmortalen Organspende kommt bei vielen Organempfängerinnen und Organempfängern der Wunsch mehr über die spendende Person zu erfahren und den Angehörigen gegenüber Dankbarkeit auszudrücken. In Deutschland können transplantierte Patientinnen und Patienten Dankesbriefe an die Angehörigen der spendenden Person schreiben. Dieser Briefwechsel findet über die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) statt und ist anonym. Beide Seiten müssen dem Briefwechsel vorher zustimmen.
Kurz gefasst
  • Der Wunsch, mehr über die Organspenderin oder den Organspender zu erfahren, ist nach einer erfolgreichen Transplantation ganz normal.
  • Aber: In Deutschland ist eine Spende anonym.
  • Auch nach Organempfang dürfen keine persönlichen Daten ausgetauscht werden.
  • Ein Dankesbrief kann seitens der Organempfängerin oder des Organempfängers verfasst werden.
  • Bei der Gestaltung des Briefs muss beachtet werden, dass keinerlei persönliche Informationen, etwa der Name oder der Wohnort, enthalten sein dürfen.
  • Anschließend bleibt die Hoffnung, dass auch die Familie der Spenderin oder des Spenders einen Brief schickt.
  • Der Brief ist für keine der Parteien verpflichtend und es gibt keinen festgelegten Zeitrahmen.
  • Stimmt eine Partei dem Empfang eines Briefs nicht zu, gibt es die Möglichkeit eines anonymen Schreibens auf dankesbriefe.dso.de.

Anonymität als wichtiger Faktor bei der Organspende

Das Transplantationsgesetz hat eine klare Antwort auf die Frage "Wessen Organ habe ich bekommen?" – nämlich keine. Die Spende muss anonym bleiben. Eine transplantierte Person weiß nicht, wessen Organ sie erhalten hat. Das gilt auch noch Monate oder Jahre nach der Organspende. Es ist nicht möglich, dass sich Organempfängerin und Organempfänger sowie die Angehörigen der spendenden Person kennenlernen.

Der Wunsch einer Organempfängerin oder eines Organempfängers, die Familie der Lebensretterin oder des Lebensretters kennenzulernen, ist aber für alle Parteien nachvollziehbar. Daher ist es möglich anonyme Briefe an die Spenderfamilie zu schreiben. So erhält die transplantierte Person immerhin die Möglichkeit, ihren Dank und ihre Anteilnahme auszudrücken und vielleicht auch eine Antwort in Briefform zu erhalten.

Die schwarze Silhouette einer Person ist zu erkennen, die am Horizont entlangläuft. Die Farben des Bildes sind düster.

Wie kommt der Dankesbrief zur Familie der Organspenderin oder des Organspenders?

Wer sich als Organempfängerin oder als Organempfänger für einen Dankesbrief entscheidet, übergibt diesen an das Transplantationszentrum oder direkt an die DSO (Deutsche Stiftung Organtransplantation), in dem die Organtransplantation durchgeführt wurde. Der Inhalt des Briefs muss in anonymer Form verfasst sein. Lässt der Dankesbrief Rückschlüsse auf die Identitäten zu, darf er nicht weitergeleitet werden. Ist jedoch alles anonym, so übergibt das Transplantationszentrum den Dankesbrief an die DSO.

Nun muss geprüft werden, ob die Spenderfamilie dem Erhalt eines Dankesbriefs zugestimmt hat. Auch hier gilt die freie Entscheidung. Lehnt die Familie den Empfang des Briefes ab, erhält die Organempfängerin oder der Organempfänger darüber auf Wunsch eine Information. Manchmal ist es auch nicht möglich, den Brief zuzustellen – etwa bei Transplantationen aus dem Ausland. Eine mögliche Alternative, trotzdem einen Dank über die Spende auszudrücken, bildet die Websitedankesbriefe.dso.de.

Auf dem schwarz-weiß Foto stehen zwei Bänke nebeneinander. Auf der linken sitzt eine Person. Es ist lediglich ihre Silhouette auszumachen.

Was verrät ein Antwortbrief der Spenderfamilie?

In einigen Fällen landet ein Dankesbrief nicht nur bei der Familie der Spenderin oder des Spenders – es gibt auch eine Antwort für die Empfängerin oder den Empfänger. Diese ist ebenfalls anonymisiert. Es kann dadurch zwar nicht die Familie der Organspenderin oder des Organspenders kennengelernt werden, die Organempfängerin oder der Organempfänger erfährt aber vielleicht mehr über dessen Leben.

Oft wird auch dazugeschrieben, welche Person den Brief verfasst hat. Zwar darf kein Name auf dem Papier stehen, dafür aber die Beziehung zur Spenderin oder zum Spender (zum Beispiel schreibt die Schwester, der Vater oder der Lebenspartner).

Eine Frau sitzt auf einer Schaukel. Sie schaut auf eine weitere Schaukel links von ihr, die leer ist. Im Hintergrund geht die Sonne über dem Meer unter.
Gut zu wissen

Der richtige Zeitpunkt für den Dankesbrief
Ob und wann eine transplantierte Person einen Dankesbrief schreibt, ist eine sehr individuelle Sache. Manche Menschen möchten schon einige Monate nach der Transplantation einen Brief verschicken. Andere sind vielleicht erst nach Jahren dazu bereit. Ein Falsch oder Richtig gibt es hierbei nicht.

Für die Angehörigen der Organspenderin oder des -spenders kann solch ein Brief Trost sein. Sie haben einen geliebten Menschen verloren, erfahren aber vielleicht Halt in dem Gedanken, dass ein kleiner Teil der geliebten Person weiterleben kann.

Unabhängig von den Dankesbriefen können die Familien einer Organspenderin oder eines Organspenders in regelmäßigen Abständen anonymisierte Informationen zum aktuellen Befinden der Organempfänger und Organempfängerinnen von der DSO erhalten, sofern diese dem zugestimmt haben. 

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren