Bestattung nach einer Organspende: Wie sieht das aus?

Bei einer postmortalen Organ- oder Gewebespende, werden der verstorbenen Person – sind alle Voraussetzungen erfüllt – Organe und Gewebe für eine Transplantation entnommen. Wenn die Entnahmeoperation abgeschlossen ist, wie sieht dann eigentlich der Leichnam der verstorbenen Person aus? Können sich Familie und Angehörigen „normal“ von der verstorbenen Person verabschieden? Gibt es Operationswunden? Ganz unwillkürlich können solche Fragen bei dem Thema Organ- und Gewebespende aufkommen. Die Angst, dass der Leichnam nach einer Organ- oder Gewebespende entstellt wäre, ist jedoch ganz unbegründet. Nach der Entnahmeoperation wird der Leichnam des Verstorbenen würdevoll auf den Abschied mit den Angehörigen vorbereitet: Operationswunden werden sorgfältig verschlossen. Danach ist eine Bestattung genauso möglich, wie es sich die oder der Verstorbene vorgestellt hat oder wie die Angehörigen es sich wünschen.
Kurz gefasst:
  • Die Entscheidung zur Organspende wirkt sich nicht auf die Bestattung nach dem Todesfall aus.
  • Dem Leichnam ist die Organentnahme nicht anzusehen.
  • Eine würdige Bestattung ist uneingeschränkt möglich.
  • Die Wünsche der oder des Verstorbenen bzw. der Angehörigen können vollumfänglich erfüllt werden.
  • Zu den Möglichkeiten der Bestattung zählen alle Varianten, die in Deutschland erlaubt sind; zum Beispiel die Erdbestattung, die Feuerbestattung, die Wald- oder Baumbestattung sowie die Seebestattung.

Wie wird eine Organspenderin oder ein Organspender auf die Bestattung vorbereitet?

Wenn Sie sich bereits über den Ablauf einer Organspende informiert haben, wissen Sie: Die Entnahmeoperation endet nicht direkt mit der Entnahme der Organe oder Gewebe. Der Leichnam der Organspenderin oder des Organspenders wird sorgfältig für einen würdevollen Abschied der Verwandten vorbereitet. Dazu gehört der umfängliche Verschluss der Wunden, die durch die Entnahmeoperation entstanden sind, ebenso wie die umsichtige Entfernung von Schläuchen und Kanülen. Das gilt sowohl für eine Organ- als auch für eine Gewebespende. Äußerlich wird die verstorbene Person so hergerichtet, dass von der Entnahme nichts zu sehen ist. Bei einer Augenhornhautspende kommen zum Beispiel Augenprothesen aus Glas zum Einsatz. Die verschlossenen Lider erscheinen dann nicht als eingefallen oder „leer“. 
Der Prozess der Vorbereitung auf die Bestattung nach der Organspende findet im selben Krankenhaus statt, in dem auch die Organentnahme erfolgt ist. Daher besteht keine zeitliche Verzögerung für die Organisation der Beerdigung nach der Organspende. Sobald die Wunden verschlossen wurden, wird die Organspenderin oder der Organspender für den Abschied der Angehörigen vorbereitet. Anschließend wird der Leichnam der zuständigen Bestatterin oder dem Bestatter übergeben. Alles Weitere liegt in der Entscheidung der Verwandten.

Nach der Organspende: Beerdigung nach den persönlichen Vorstellungen

Da der Leichnam der Organspenderin oder des Organspenders sorgfältig auf die Beerdigung vorbereitet wird, kann er in einem offenen Sarg aufgebahrt und von Angehörigen für den letzten Abschied besucht werden. Diese Entscheidung ist natürlich freiwillig, denn nicht alle Verwandten möchten die verstorbene Person noch einmal sehen, sondern sie lieber so in Erinnerung behalten, wie sie vor dem Tod war. Eine Alternative ist die geschlossene Aufbahrung im Sarg.
Die Beerdigung nach der Organspende erfolgt nach den Wünschen der oder des Betroffenen oder den Angehörigen, ohne Einschränkungen bei der Auswahl der Bestattungsart.

Welche Bestattungsarten in Deutschland in Frage kommen

Für die Bestattung nach der Organspende sind grundsätzlich alle in Deutschland verfügbaren Formen möglich. Zu diesen gehören beispielsweise

  • Erdbestattung: Der Leichnam liegt während der Trauerfeier im Sarg und wird auch in diesem auf einem Friedhof in der Erde bestattet. Es handelt sich um die klassische Form der Bestattung.
  • Feuerbestattung: Der Körper der oder des Verstorbenen befindet sich zunächst in einem Sarg und wird - meist nach einer ersten Trauerfeier - im Krematorium verbrannt. Die Asche wird in einer Urne im Rahmen einer Beerdigungszeremonie auf dem Friedhof beigesetzt.
  • Wald- oder Baumbestattung: Grundlage für diese Bestattungsform ist die Einäscherung des Leichnams. Anschließend wird eine meist biologisch abbaubare Urne mit der Asche der oder des Verstorbenen in einem Friedhofswald oder bei einem bestimmten Baum beigesetzt.
  • Seebestattung: Ähnlich wie bei der Wald- oder Baumbestattung ist die Urne mit der Asche der oder des Verstorbenen zentral für die Trauerzeremonie. Während der Zeremonie wird die Urne im Meer versenkt. Sie ist wasserlöslich, so dass sich die Asche letztlich im Wasser verteilt. Angehörige erhalten in der Regel eine Karte mit dem Standort, an dem die Urne ins Meer gelassen wurde.
Zahlen und Fakten

Die Veröffentlichung eines Bestattungshauses aus dem Jahr 2019 zeigt: Der Wunsch nach alternativen Bestattungsarten scheint zu wachsen. Viele Menschen bevorzugen eine Baumbestattung, die, wie die die Erhebung des Bestattungshauses ermittelte, im Jahr 2019 sogar auf Platz 1 lag. Auf Platz 2 rangierte die Feuer- und auf Platz 3 die Seebestattung. Erst danach folgte die Vorstellung einer klassischen Erdbestattung auf dem Friedhof in einem Sarg (Quelle: mymoria, 2019).

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