Wie verläuft ein Beratungsgespräch in der hausärztlichen Praxis?

„Möchte ich Organe oder Gewebe spenden?“ – vielen Menschen fällt es schwer diese Frage für sich zu beantworten. Wichtig ist es, sich erst einmal über das Thema zu informieren. Ein Beratungsgespräch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt kann dabei helfen, sich über die Möglichkeiten, Voraussetzungen und den Ablauf einer Organspende oder Gewebespende klar zu werden. Doch wie genau läuft so eine Beratung zur Organspende eigentlich ab?

Kurz gefasst

  • Ein Beratungsgespräch zur Organspende oder Gewebespende in der hausärztlichen Praxis bietet Raum für persönliche Fragen und Unsicherheiten.
  • Hausärztinnen und Hausärzte können individuell auf Ihre Lebenssituation, Gesundheitslage und Fragen eingehen.
  • Im Anschluss an die Beratung zur Organspende haben Sie Zeit zu überlegen und dann Ihre Entscheidung zu dokumentieren – etwa im Organspendeausweis oder online im Organspende-Register. 

Beratung zur Organspende: Ein persönliches Gespräch auf Augenhöhe

Wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie Organe oder Gewebe nach dem Tod spenden möchten, ist Ihre Hausarztpraxis der richtige Ort für ein vertrauensvolles Gespräch. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende, das im März 2022 in Kraft trat, können Hausarztpraxen ihren Patientinnen und Patienten alle zwei Jahre eine ergebnisoffene Beratung zur Organspende anbieten. Für Sie als Patientin oder Patient ist das Gespräch freiwillig, kostenlos und ganz unverbindlich

Es gibt Ihnen die Möglichkeit, im vertrauten Rahmen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt all Ihre Fragen und Befürchtungen zu klären. Sprechen Sie einfach Ihre Hausarztpraxis an und machen Sie einen Termin für Ihr Gespräch aus. Im Beratungsgespräch zur Organspende können Sie Ihre Fragen offen ansprechen, egal ob medizinische, ethische oder organisatorische Fragen. Ziel des Gesprächs ist es, dass Sie sich am Ende gut informiert fühlen. Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt wird sie dabei nicht zu einer Entscheidung drängen. Wie Sie sich entscheiden und ob Sie überhaupt eine Entscheidung treffen möchten, bleibt Ihnen überlassen. 

Gut zu wissen

Diese Entscheidungsmöglichkeiten zur Organ- und Gewebespende haben Sie:

  • Keine Entscheidung zur Organ- und Gewebespende
  • Vollständige Zustimmung zur Organ- und Gewebespende
  • Beschränkte Zustimmung: Sie schließen bestimmte Organe und/oder Gewebe aus
  • Beschränkte Zustimmung: Sie begrenzen die Entnahme auf bestimmte Organe und /oder Gewebe
  • Widerspruch gegen eine Organ- und Gewebespende
  • Entscheidung auf eine andere Person übertragen

Die richtige Vorbereitung für das Beratungsgespräch

Haben Sie einen Termin für ein Beratungsgespräch zur Organspende vereinbart, hilft es, wenn Sie sich vorher schon Gedanke dazu machen. Folgende Punkte können Ihnen zur Vorbereitung dienen:

  • Haben Sie sich mit dem Thema schon auseinandergesetzt? Falls ja, dann teilen Sie das Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt vor dem Gespräch mit. So können Sie sich direkt auf spezielle Fragen konzentrieren.
  • Haben Sie keine Vorkenntnisse? Dann kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt die Voraussetzung, den Ablauf und den rechtlichen Rahmen einer Organ- oder Gewebespende erklären.
  • Welche Erwartungen und Ziele haben Sie für das Beratungsgespräch? Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?
  • Haben Sie Gründe, die aus Ihrer Sicht für oder gegen eine Organ- und Gewebespende sprechen?
  • Warum ist es für Sie wichtig, eine Entscheidung zu treffen? (Zum Beispiel könnte Ihr Selbstbestimmungsrecht für Sie eine zentrale Rolle spielen. Vielleicht möchten Sie mit Ihrer Entscheidung Ihre Angehörigen im Fall der Fälle entlasten oder Sie möchten schwerkranken Menschen helfen.)

Was fehlt Ihnen noch, damit Sie eine Entscheidung treffen können? Es kann auch hilfreich sein, mit Angehörigen über Ihre Überlegungen zu sprechen. Natürlich können Sie auch eine Begleitperson mit zu Ihrem Termin bringen. So können sie gemeinsam Fragen stellen oder Bedenken äußern, was zusätzliche Transparenz und Vertrauen schafft.

Tipp: Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) bietet eine kostenlose Checkliste zur Beratung Organspende an, die Sie sich online herunterladen können. Damit sind Sie bestens auf das Beratungsgespräch vorbereitet.

Was können Sie in einem Beratungsgespräch zur Organspende fragen?

Beim Beratungsgespräch in der Praxis interessiert sich die Ärztin oder der Arzt in erster Linie dafür, was Sie wissen möchten. Bei dem Gespräch geht es nicht darum, Sie in eine Richtung zu drängen. Vielmehr ist es eine Hilfestellung, damit Sie Ihre persönliche Entscheidung treffen können. Diese Themen könnten Sie im Beratungsgespräch ansprechen:

  • Gibt es ein Thema, dass Ihnen besonders Sorgen bereitet?
  • Woher wissen die Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus, dass eine Organspenderin oder ein -spender tot ist, bevor sie die Organe entnehmen?
  • Wie sieht eine Beerdigung einer Organspenderin oder -spenders aus?
  • Wer darf eigentlich spenden? Bin ich zu alt? Mit meiner Krankheit X darf ich bestimmt nicht spenden, oder?
  • Wie halte ich meine Entscheidung rechtssicher fest? 

Trauen Sie sich auch, kritische Fragen zu stellen. Wenn Sie beunruhigende Dinge über die Organspende gehört haben, sprechen Sie diese offen an. Es gibt viele Mythen über die Organ- und Gewebespende. Einer medizinischen Überprüfung halten diese jedoch nicht stand. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann helfen, Gerüchte von Fakten zu unterscheiden und Ihnen so die Sicherheit geben, die Sie für Ihre Entscheidung brauchen.

Wie geht es nach dem Beratungsgespräch weiter?

Nach dem Beratungsgespräch zur Organspende geht es so weiter, wie Sie es möchten. Denn allein Sie entscheiden, ob und wie Sie Ihre Entscheidung für oder gegen eine Organ- oder Gewebespende dokumentieren. Diese Wege gibt es:

Wichtig: In allen Fällen können Sie Ihre Entscheidung jederzeit ändern oder wieder zurücknehmen. Im Organspende-Register können Sie Ihre abgegebene Erklärung zum Beispiel ändern oder löschen. Einen Organspendeausweis können Sie vernichten und einen neuen ausfüllen.

Wird beim Beratungsgespräch auch eine Gewebespende thematisiert?

Die Beratung zur Organspende umfasst auch Informationen zur Gewebespende. Oft ist den Patientinnen und Patienten gar nicht bewusst, dass nicht nur Organe, sondern auch Gewebe gespendet werden können – beispielsweise Augenhornhäute, Haut, Blutgefäße oder Herzklappen. Die Organspende hat zwar immer Vorrang vor der Gewebespende, in manchen Fällen, in denen eine Organspende medizinisch nicht mehr infrage kommt, kann eine Gewebespende jedoch noch durchgeführt werden. 

Wenn Sie Fragen speziell zur Gewebespende haben, können Sie diese im Beratungsgespräch ansprechen. Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt erläutert, welche Unterschiede zwischen Organ- und Gewebespende bestehen, welche Voraussetzungen gelten und welche Gewebe überhaupt gespendet werden können. Fragen zur Gewebespende sind ausdrücklich erwünscht, daher sprechen Sie diese im Gespräch aktiv an. So können Sie eine ganzheitliche Entscheidung treffen und sich umfassend über Ihre Möglichkeiten informieren. Auch hier gilt: Ihre Entscheidung ist freiwillig und kann jederzeit angepasst oder widerrufen werden.

Fazit: Eine Beratung zur Organspende schafft Klarheit und Vertrauen

Ein Beratungsgespräch zur Organspende in der Hausarztpraxis ist eine Chance, offen über Ihre Fragen und Wünsche zu sprechen. Die Beratung ist freiwillig und unterstützt Sie dabei, eine gut informierte und selbstbestimmte Entscheidung zu treffen. Nutzen Sie dieses Angebot, wenn Sie unsicher sind oder Ihre Einstellung zur Organspende oder Gewebespende reflektieren möchten und dabei Unterstützung benötigen. 

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