Leben, Laufen, Weitergehen – Die World Transplant Games mit Alexandra, Simon und Bera

Vom 17. bis 24. August 2025 wird Dresden zur Bühne eines besonderen Sportereignisses: den World Transplant Games. Die internationale Sportveranstaltung vereint schon seit 1978 transplantierte Menschen und sportliche Leidenschaft. Diesmal sind 2.500 Athletinnen und Athleten aus mehr als 60 Ländern in 17 Sportarten dabei. Nicht nur für Medaillen, sondern für Sichtbarkeit, Gemeinschaft und ein großes Danke. Gemeinsam zeigen sie, was nach einer Organtransplantation möglich ist – und was es heißt, mit ganzem Herzen dabei zu sein.

Drei Wege zu den World Transplant Games

In diesem Artikel geben drei Athletinnen und Athleten der World Transplant Games einen Einblick in ihre Geschichten: Alexandra Funk, die sich nach einer Nierenspende durch ihre Mutter zur erfolgreichen Leichtathletin entwickelte. Simon Arndt, der mit drei Jahren ein Spenderherz erhielt und mit dem Fußballteam um Gold kämpft. Und Bera Wierhake, die seit dem neunten Lebensmonat eine neue Leber trägt und ihren Weltrekord als Mittelstreckenläuferin verteidigt.Sie alle treten in Dresden an – und stehen damit nicht nur auf dem Sportplatz, sondern mitten im gesellschaftlichen Dialog rund um Organspende, Lebensfreude und Mut.

Motivation und Wertschätzung für den Sport

Wenn Alexandra, Simon und Bera die World Transplant Games beschreiben, wird schnell klar, dass das Event für viel mehr steht als eine sportliche Großveranstaltung. Die drei erinnern sich noch an ihre erste Teilnahme: „Für mich war das von Anfang an ein Ziel“, erinnert sich Alexandra. Noch während sie auf ihre Nierentransplantation wartete, fasste sie den Entschluss, irgendwann selbst an den Start zu gehen. Heute ist sie eine der erfolgreichsten Athletinnen im deutschen Team und steht vor ihrer vierten Teilnahme. Zuletzt gewann sie 2023 bei den Spielen in Australien viermal Gold und zweimal Silber. Ihre Disziplinen? 100 Meter, Weit- und Hochsprung, Diskus, Speerwurf.

Bei Simon sprang der Funke auch direkt über: „Ich dachte erst: Oh, sowas gibt’s? Und hab mich wenig später für die deutschen Auswahlmannschaften angemeldet“. In Dresden will er mit dem Fußballteam Gold holen – nachdem sie 2023 in Australien schon Bronze gewannen. Besonders für junge Menschen, die mit einer Transplantation aufwachsen, möchte er demnach ein positives Beispiel sein: Sportlich aktiv, selbstbewusst und voller Zukunftspläne.

Für Bera Wierhake sind die Spiele ebenfalls mehr als ein sportliches Event: „Ich will zeigen, wie bunt die Meisterschaften sind, wie alles möglich sein kann – und als Mutmacherin vorangehen.“ Bera hält den Weltrekord über 1.500 Meter bei den World Transplant Games und trainiert zehn bis zwölfmal pro Woche, um sich in Dresden noch einmal selbst zu übertreffen. Die Mittelstreckenläuferin nahm 2017 zum ersten Mal an den Spielen teil und gewann als 16-Jährige im spanischen Malaga überraschend vier Gold-, zwei Silber- und eine Bronzemedaille.

Zu sehen ist Alexandra Funk nach ihrem Goldmedaillen-Sieg, sie steht mit ihrer Medaille und einer Deutschlandflagge im Stadion.

Gemeinschaft statt Konkurrenz bei den World Transplant Games

Trotz aller Ambitionen steht für die meisten Athletinnen und Athleten bei den World Transplant Games nicht der Wettkampf, sondern das Miteinander im Vordergrund. „Man feuert sich gegenseitig an – besonders die Letzten. Weil jeder weiß, hier hatte niemand einen leichten Weg“, beschreibt Alexandra die besondere Atmosphäre bei den Games. So gehe zwar jeder auf Medaillenjagd, aber freue sich einfach auf die Teilnahme. 

Auch Simon findet dafür klare Worte: „Wir sind wie eine Familie auf Zeit. Menschen aus 60 Ländern, die sich gegenseitig stärken. Nicht trotz der Transplantation – sondern gerade deswegen.“ Der Austausch, so sagt er, motiviere ihn oft mehr als der sportliche Erfolg. Dazu trägt auch das Rahmenprogramm bei, das die World Transplant Games begleitet, wie zum Beispiel die große Eröffnungsfeier und ein kultureller Abend für alle Athletinnen und Athleten.

Bera erinnert sich dabei an einen Moment, der sie besonders berührte: „Beim Startblock hat mir eine Konkurrentin einfach so geholfen. Danach sind wir gegeneinander gelaufen. Aber es ging nie ums Gewinnen oder Verlieren.“ Die drei lernten dort zum ersten Mal Menschen aus verschiedenen Ländern kennen, die ähnliche Geschichten teilen und sich unterstützen. So entstanden wertvolle Freundschaften über Kontinente hinweg.

Mit Leidenschaft und Mut zu den Spielen

Was treibt Menschen an, die so viel durchgemacht haben – und trotzdem oder gerade deshalb ihre Grenzen suchen? Für Bera heißt die Antwort „Leidenschaft“: „Es geht darum, dass Warum hinter allem zu kennen. Und es dann mit ganzem Herzen zu tun, denn dann ist alles möglich.“ Diese Haltung trägt sie durch jedes Training, jede Herausforderung und lässt sie immer wieder über sich hinauswachsen. 

Für Alexandra bedeutet Leidenschaft, nie aufzugeben – im Sport wie in der Krankheit. „Wenn du ein Ziel hast, hilft dir das durch jede Durststrecke. Mein Ziel war wieder laufen zu können. Heute ist es, andere zu inspirieren.“ Sie betont, dass die World Transplant Games zeigen, wie Menschen ihr geschenktes Leben feiernDabei gehe es darum, die Begeisterung zu spüren und an die Zuschauerinnen und Zuschauer weiterzugeben.

Dazu gehören für Simon neben der Begeisterung auch ein faires Spiel und Mut, Entscheidungen für das Team zu treffen: „Ich bin bereit, über meine Grenzen zu gehen und dem Publikum bei den World Transplant Games zu zeigen, was transplantierte Menschen zusammen schaffen können.“ Beim Fußball spüre er zwar das gemeinsame Ziel, eine Medaille zu gewinnen, aber auch jedes Mal die pure Leidenschaft aller Mitspielerinnen und Mitspieler für den Sport.

Mehr Sichtbarkeit für Organspende schaffen

Neben diesen Aspekten steht bei den World Transplant Games auch die Sichtbarkeit von Organspende im Fokus. Simon, Alexandra und Bera setzen sich aktiv für mehr Aufklärung ein und hoffen auf erhöhte Aufmerksamkeit durch das Event. Simon betont, dass es wichtig sei sich mit dem Thema zu beschäftigen: „Das Problem in Deutschland ist nicht, dass Leute Nein sagen zur Organspende – sondern, dass sie sich gar nicht entscheiden. Es braucht mehr Auseinandersetzung. Mehr Mut zur Meinung.“

Alexandra formuliert es noch deutlicher: „Jeder sollte sich fragen: Würde ich ein Organ annehmen? Wenn ja – warum dann nicht auch spenden?“ Auch sie wünscht sich, dass Organspende im Alltag, aber auch in der Politik stärker diskutiert wird. „Ich will, dass Organspende wieder in den Bundestag kommt. Wir dürfen die politischen Entscheidungen nicht immer wieder auf unbestimmte Zeit verschieben.“

Trotzdem erkennen die drei auch positive Entwicklungen. „Die Menschen sind offener geworden, sie stellen viele Fragen und die beantworte ich gern.“, ergänzt Bera. Eine Veranstaltung wie die World Transplant Games helfe dabei, den Austausch weiter voranzubringen und wichtige Fragen zur Organspende zu beantworten. So könnten die Spiele wichtige Impulse für die Zukunft geben, damit das Thema Organspende eine größere Rolle in der Gesellschaft spiele.

Einladung an alle: Dabeisein und Fragen stellen

Wer die World Transplant Games 2025 in Dresden live miterleben möchte, ist herzlich eingeladen: Viele Programmpunkte sind für ein öffentliches Publikum zugänglich. Die große Eröffnungsfeier mit dem Einmarsch der Nationen kann nach vorheriger Anmeldung kostenfrei besucht werden. Auch der „Donate Run“, ein 5-Kilometer-Spaßlauf zum Auftakt am 17. August, steht allen offen, die ein Zeichen für Organspende setzen möchten. 

Mehr Informationen zum Programm und den Tickets finden Sie unter wtg2025.com.

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